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de:experiments:enchanting_fallow:start

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jonas
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 ====== Zauber der Brache ====== ====== Zauber der Brache ======
 +
 +//Insekten brauchen Nahrungs- und Nistplätze in ausreichender Vielfalt, Qualität und
 +Verbundenheit. Während des komplexen Lebenszyklus bedarf es jeweils verschiedener
 +Lebensräume für Fortpflanzung, Larvenstadien, Nahrungsaufnahme und Überwinterung.
 +Je mehr Strukturvielfalt es in einer Landschaft gibt, desto eher finden Insekten dort geeignete
 +Lebensbedingungen und Lebensräume.//
 +
 +
 +===== Lebensräume für Schmetterlinge =====
 +
 +Viele Insektenarten sind in den letzten Jahrzehnten ihrer Lebensgrundlage beraubt– durch
 +erhöhte Bewirtschaftungsintensität des Grünlands, den Verlust von Brachflächen, die Beseitigung
 +von Kleinstrukturen in der Agrarlandschaft (wie Raine, Hecken, blüten- und kräuterreiche Säume
 +und Feuchtstellen), wachsende Homogenität der Anbauflächen sowie Verlust von Flächen durch
 +nicht landwirtschaftliche Inanspruchnahme.
 +
 +Tagfalterarten sind sehr gute Bioindikatoren. Schützt man die empfindlichsten und
 +schutzbedürftigsten Arten eines Anspruchstyps durch die Verbesserung ihrer Lebensräume,
 +werden auch andere habitatstypische Arten gefördert.
 +
 +Terrestrische Mikrohabitate sind Lebensräume auf kleinstem Raum, die sich durch ein eigenes
 +Mikroklima (Temperatur, Licht, Feuchtigkeit) auszeichnen, welches durch die Art und
 +Beschaffenheit des Bodens (z.B. auch der Anteil an Rohboden), der Art, Dichte und Höhe der dort
 +wachsenden Pflanzen sowie von den vorherrschenden Lichtverhältnissen (Verschattung)
 +bestimmt wird.
 +
 +Viele Schmetterlingsarten bevorzugen oft ein warm-trockenes Mikroklima und legen ihre Eier an
 +jungen Wirtspflanzen wie z.B. Doldenblütler wie z.B. Dill, Pastinak, Wilde Möhre über Rohboden
 +oder Schottergestein, welches sich in der Sonne erwärmt und ein für viele Schmetterlingslarven
 +bevorzugtes warm-trockenes Mikroklima schafft .
 +
 +Manche Schmetterlinge saugen auch auf nasser Erde oder an Pfützen, um gelöste Mineralstoffe
 +aufzunehmen. Das Belassen von unversiegelten Flächen bieten Möglichkeiten.
 +
 +|{{:de:experiments:enchanting_fallow:20190829_125844.jpg?direct&0x600|Abbildung 1}}|{{:de:experiments:enchanting_fallow:20180910_161551.jpg?direct&0x600|Abbildung 2}}|{{:de:experiments:enchanting_fallow:20190829_135956.jpg?direct&0x600|Abbildung 3}}|{{:de:experiments:enchanting_fallow:dscf2639.jpg?direct&0x600|Abbildung 4}}|
 +
 +Mit Drohnen können Mikrohabitate genauer untersucht werden. Die gewonnenen Informationen
 +können dann bei der ökologischen Feldforschung für größere Flächen verwendet werden, so dass
 +Vorhersagen beispielsweise über die Eignung für die Schmetterlings-Eiablage in einer Landschaft
 +abgeleitet werden können. Mithilfe der Methode der Überbrückung von Skalen (fein bis groß) kann
 +auch die Wirksamkeit von Naturschutzmaßnahmen eingeschätzt und überprüfbar werden. So
 +können auch Aussagen über die Ökosystemfunktionsfähigkeit einer Landschaft gemacht werden.
 +
 +===== Entwicklung der Brache =====
 +
 +Die Struktur der Vegetation ist besonders bedeutsam für das Artvorkommen bei Insekten. Ein
 +Nebeneinander aller Sukzessionsstadien ist notwendig.
 +
 +Aus dem Ausgangsstadium eines vegetationsfreien, nackten Rohbodens entwickelt sich
 +eigenständig ohne regulierenden Eingriff über verschiedene Zwischenstadien ein stabiles
 +Endstadium einer Biozönose (Pflanzen, Tiere, Pilzgesellschaft - Klimaxgesellschaft ), die an die
 +standortspezifischen Umweltfaktoren (Klima, Boden) angepasst ist. Sofern es die Umweltfaktoren
 +zulassen und keine weiteren Störungen erfolgen, entwickeln sich in diesen Breiten brachliegende,
 +sich selbst überlassene Sukzessionsflächen in Abfolge (Primär- und Sekundärsukzession) über
 +neubesiedelnde Pioniere, wie Prokaryoten, Moose, Flechten, zu Gräser-, Kräuter-, Stauden-,
 +Gebüsch- bis hin zu Waldbeständen. Konkurrenzschwache Arten werden mit der Zeit durch
 +konkurrenzstarke Arten verdrängt.
 +
 +Oft wird diese Entwicklung z.B. durch Sturm, Brand, Steinschlag, Viehtritt, Maschinen,
 +Pflügarbeiten oder Rodungen gestört oder verändert. So entstehen neue, „gestörte“ Flächen.
 +
 +Gestörte Strukturen in Ökosystemen sind häufig positiv und zum Erhalt vieler, und hier
 +insbesondere der sehr stark gefährdeten Falterarten zwingend notwendig.
 +
 +Notwendig wären die Wiederschaffung von extensiven Nutzungsformen, kleinteilige Mosaike mit
 +verschiedenen Nutzungen und auch Nutzungsterminen und ungeregelten Nutzungskomponenten.
 +Hierdurch würden wichtige Störstellen geschaffen (in Wäldern und auf Grenzertragsstandorten
 +oder auch auf kommunalen Grünflächen oder in privaten Gärten).
 +
 +|{{:de:experiments:enchanting_fallow:brache_mit_dolde.jpg?direct&0x600|Abbildung 5}}|{{:de:experiments:enchanting_fallow:20190829_131752.jpg?direct&0x600|Abbildung 6}}|{{:de:experiments:enchanting_fallow:20190829_130046.jpg?direct&0x600|Abbildung 7}}|
 +
 +===== Was der Einzelne tun kann: =====
 +
 +Lassen Sie auch in Ihrem Umfeld Strukturvielfalt, sich wandelnde Bracheflächen, zu – im Kleinen
 +wie im Großen. Geben Sie Ruderalflächen, meist brachliegende Rohbodenflächen, eine Chance
 +oder legen Sie selbst Bracheinseln an. Lassen Sie Verwilderung zu, Laub, Wurzelstöcke, Pfützen,
 +abgestorbene Pflanzenteile liegen. Steinhaufen, Holzstapel, offene Bodenstellen, Bodenanrisse
 +oder Erdlöcher bieten wichtige Mikrostrukturen für viele Insekten.
 +
 +Dann ermöglichen Sie zauberhafte, flatternde Vielfalt von Insekten und leisten so einen wertvollen
 +Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt (Biodiversität).
 +
 +**Quellen:**
 +
 +  * Fartmann, T. & G.Hermann (Hrsg.) (2006): Larvalökologie von Tagfaltern und Widderchen in Mitteleuropa.
 +  * Weidemann, H.J (1989a): Die Bedeutung von Sukzession und „Störstellen“ für den Biotopschutz bei Schmetterlingen
 +  * www.lbv.de
de/experiments/enchanting_fallow/start.1594799115.txt.gz · Zuletzt geändert: 2020/07/15 07:45 von rolf